30 Jahre Kinderkino

Erfolgsmodell des Kinderschutzbundes

Ein „unerwartet großer“ Erfolg: So lautete die Bilanz des Kinderkinos des Kinderschutzbundes im Landkreis Altötting im Jahr1989, ein Jahrnach Beginn der Kino-Nachmittage. Heute, 30 Jahre später, sitzen immer noch einmal im Monat Kinder vor der Leinwand und sehen für sehr kleines Geld gemeinsam Kinderfilme – der große Erfolg hat schon eine ganze Generation überdauert. Und das in Zeiten, in denen jede Familie zu Hause einen Fernseher hat. Warum kommen immer noch so viele Kinder zum Kinderkino? Weil es so ein Gemeinschaftserlebnis sei, ein echtes „Event“ für die Kinder, ist sich Josef Harlander vom Medienzentrum Altötting sicher.

Begonnen hat das Kinderkino in Burghausen, heute wird auch in Alt- und Neuötting, Burgkirchen, Emmerting, Kastl, Garching und Winhöring geschaut. Das erfordert eine intensive Zusammenarbeit der Mitwirkenden, denn die Filme werden nicht nur gemeinsam ausgewählt, sie werden auch von Station zu Station weitergereicht. Was früher gar nicht so einfach war: „Die großen Filmrollen kamen in einem Koffer immer am Donnerstag mit dem Zug“, erinnert sich Henriette Auer, damals Vorsizende des Kinderschutzbunds und Mitbegründerin des Kinderkinos. 200 Mark kostete so ein Film damals. Nachdem er in Burghausen gezeigt worden war, wurde er im großen Koffer nach Emmerting geschleppt – und so weiter durch den ganzen Landkreis. Heute sind es DVD – am System vom Weitergeben hat sich aber nichts geändert.

Die Idee zum Kinderkino hatte vor 30 Jahren Botho Druse. Der Burghauser war über viele Jahre das Herz des Projekts. „Ichmöchte den Kindern das Erleben Kino, die besondere Atmosphäre, auf eine ungezwungene Art und Weise beibringen“, hat Druse sein Engagement 1987 begründet. An dieser Zielsetzung hat sich bis heute nichts geändert. Und: Es sollte so preisgünstig sein, dass wirklich jedes Kind zuschauen kann. Das gilt bis heute:
Der Eintrittspreis war früher50 Pfennig und beträgt heute 50 Cent. Dieser Ansatz schlug ein: Nicht nur in Burghausen kamen viele Kinder ins Freizeitheim, wo die Filme auf Leinwand gezeigt wurden; Emmerting stieg als erste Gemeinde im Landkreis 1990 mit ein und ist bis heute dabei; in Winhöring kamen gar 104 Kinder zur ersten Vorführung und in Neuötting kommen bis heute monatlich 40 bis 90 Kinder–vielleicht auch, weil es da zusätzlich noch Popcorn gibt. Der Kontakt innerhalb der Kinderkino-Organisationsgruppe ist eng. Man kennt sich, teilweise schon viele, viele Jahre. Einmal im Jahr wird geplant, welche Filme gezeigt werden. Grundvoraussetzungen: Die Filme sind zwischen 15 und 60 Minuten lang, je nach Kindesalter, und es soll für alle Altersgruppen etwas dabei sein. Neue Filme werden ebenso gezeigt wie Klassiker. Pippi Langstrumpf etwa begeistert Kinder schon seit dem Beginn des Kinderkinos und bis heute, ebenso der kleine Maulwurf für die ganz Kleinen.
Ein Highlight in diesem Jahr wird sein: Die kleine Hexe, ein Kinofilm aus dem Jahr 2017. Seit 2003 das Medienzentrum eingestiegen ist, muss der Kinderschutzbund für die Filme nichts mehr bezahlen. Verbessert hat sich in den 30 Jahren auch die Qualität der Filme: „Früher ist uns der Film immer mindestens einmal gerissen“, erzählt Henriette Auerlachend. Für die Kinder allerdings war das immer eine sehr willkommene Abwechslung. Am 21. Oktober startet nun die 30. Kinderkino-Saison. Bis März werden wieder Kinderfilme für alle Altersstufen gezeigt.

cts/pnp

30 Jahre Kinderkino 08-10-2018
Ein engagiertes Team: Ehrenamtliche aus acht Gemeinden im Landkreis arbeiten zusammen, damit alle Kinder kostengünstig ins Kino gehen können. Früher wurden die Filme auf großen Filmrollen hin und her getauscht, heute sind es handlichere DVD.
Foto: Schönstetter