Zwei Seiten der Demokratie

Projekt "Der Prozess" vom Theater für die Jugend macht Zuschauer zu Hauptakteuren – Erwachsene Darsteller gesucht

Der Zuschauer wird zum Protagonisten, das neue Jugendzentrum zum "Escape-Room."
Für ihr Projekt "Der Prozess" nach der Romanvorlage von Franz Kafka arbeiten Mario Eick und Simone Sommer vom Theater für die Jugend erstmals mit der Jugendpflege der Stadt zusammen. Neun Räume des neuen Jugendzentrums verwandeln sich in das Prag des beginnenden 20.Jahrhunderts.

Insgesamt 50 Burghauser Darsteller verschiedener Altersstufen und acht Schauspielprofis sind beteiligt.
Ziel ist es, den Demokratiebegriff von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten sowie Jung und Alt zusammenzubringen.

Die Premiere ist für den 25. April geplant. Sieben Vorführungen soll es geben.

Für ihr Theater verwandeln Mario Eick und seine Mitstreiter die Räume des JUZ in die Szenerie von Kafkas Roman "Der Prozess". Jeder Raum ist ein Buchkapitel. Zu Beginn versammeln sich die Zuschauer im "Varieté Mortale", der JUZ-Garage.
Von dort aus geht es in zufällig ausgelosten Zehnergruppen "per Haftbefehl" zum nächsten Schauplatz, in das erste Kapitel des Romans. Jedem Zuschauer wird aus heiterem Himmel der Prozess gemacht. "Mit jedem Raum, den der Zuschauer betritt, wird er immer tiefer in seinen Prozess hineingezogen.

Am Ende wartet die Vollstreckung ohne Urteil und er kehrt zurück in das Varieté, um dort auf seiner eigenen Beerdigung zu feiern", erklärt Mario Eick. "Wie in einem Tunnel" gehe es von Schauplatz zu Schauplatz, wo jeder Besucher durch seine Entscheidungen die Handlung beeinflussen könne.

Das Theater ist immersiv. Das bedeutet, die arrangierten Schauplätze sollen so echt wirken, dass sie der Zuschauer als real erlebt.
Hinter dem Theaterprojekt steckt ein tieferer Sinn. Es soll den Demokratiebegriff von zwei Seiten beleuchten und seine Grenzen aufzeigen. "Erstens aus der Sicht des Angeklagten, bei dem das demokratische System versagt hat. Zweitens wollen wir Menschen unterschiedlichen Alters zusammenbringen und dadurch zeigen, dass Solidarität und Demokratie wichtig sind", sagt Eick. Der Zuschauer kann am eigenen Leib erfahren, was passiert, wenn die Demokratie versagt und er unrechtmäßig verurteilt wird. Das Projekt soll auch der politischen Bildung dienen.

Ein fast 60-köpfiges Schauspielerteam wird das Theaterprojekt haben. Da sind allerhand Kostüme vonnöten. Produzentin Sabine Sommer löste dieses vermeintliche Problem schnell: "Ich habe beim Kleiderkammerl angefragt und sie unterstützen uns." Auch die Stadt schießt etwas zu. Außerdem sollen der Landkreis sowie die Bundeszentrale für politische Bildung angefragt werden.
Noch ist das Team nicht komplett. Zwar haben Mario Eick und Sabine Sommer schon genug Schüler mobilisiert, aber es fehlen noch Erwachsene. "Wir wollen einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden, deshalb suchen wir noch erwachsene Darsteller." Auch Burghauser Schüler ab 14 Jahren sind noch willkommen.

Alle Burghauser, die Interesse haben mitzuwirken, können sich per E-Mail an sommer@theater-fuer-die-jugend.de oder telefonisch unter 0152/22707096 melden.

− sme

Zwei Seiten Der Demokratie
Die Schauspieler verkörpern hier Prager Bürger im beginnenden 20. Jahrhundert mit Kostümen vom Kleiderkammerl. Für "Der Prozess" kooperieren Mario Eick (Mitte l.) und Simone Meirandres Sommer (vorne l.) vom Theater für die Jugend mit Jugendpfleger Hannes Schwankner (2. v. r. Mitte). Burghauser Schüler und erwachsene Bürger wirken zusammen am Theaterprojekt mit, bei dem der Zuschauer zum Hauptakteur wird.
Foto: Meirandres