Die individuellen Bedürfnisse fördern (PNP 10.2.2012)
Kinderschutzbund startet an den vier Grundschulen das Modellprojekt „Klassenpate“
Burghausen. Der Leistungsdruck an den Schulen steigt immer mehr. Schon die Kleinsten müssen jeden Tag ihr Bestes geben. Damit auch lernschwache Kinder oder Kinder mit Migrationshintergrund die Schule gut meistern, hat der Deutsche Kinderschutzbund, Kreisverband Burghausen-Altötting e.V., das Projekt „Klassenpate“ ins Leben gerufen. Die Ziele des Projekts: Die Lern- und Bildungschancen langfristig erhöhen, den Spaß am Lernen erhalten und eine Gleichwertigkeit unter den Schülern in der Klasse erreichen. 14 Ehrenamtliche haben sich für dieses Projekt gemeldet. „Wir starten ein Modellprojekt. Die Klassenpaten unterstützen die Lehrkräfte an den Grundschulen in Burghausen“, erzählt Projektleiterin Anita Allmannsberger. „Wenn das Projekt erfolgreich ist, wollen wir es im ganzen Landkreis einführen. Die Klassenpaten kümmern sich individuell um die lernschwächeren Schüler und um die Schüler mit Migrationshintergrund und können so den Lehrkräften unter die Arme greifen."
Lehrkraft gibt die Arbeitsaufträge
Zuerst hat Anita Allmannsberger dem Schulamt das Projekt vorgeschlagen. „Denn ich möchte, dass auch die hinter dem Modellprojekt stehen.“ Erst dann hat sie Kontakt mit den Burghauser Grundschulen aufgenommen. Nach anfänglicher Skepsis freuten sie sich nun auf die Unterstützung durch Klassenpaten. Diese ersetzen in keinem Fall eine Lehrkraft, sondern werden in enger Absprache mit dem Lehrer für bestimmte Aufgaben im Unterricht eingesetzt. „Die Lehrkraft gibt ihnen die Arbeitsaufträge“, erklärt Anita Allmannsberger. Doch bevor es so richtig losgeht, werden die zukünftigen Klassenpaten erst einmal geschult. An fünf Nachmittagen müssen sie ein Vorbereitungsseminar bei Margit Haanraets besuchen, Fachkoordinatorin des Projekts „Klassenpate“ beim Deutschen Kinderschutzbund, Landesverband Bayern. Auf dem Plan stehen Rollenspiele, das Thema Migrationshintergrund, der Schwerpunkt Kommunikation, die Arbeit mit Kindern und das Hinterfragen des eigenen Ziels. „Die Klassenpaten sollen den Kindern Unterstützung geben, sie motivieren und loben. Da diese keine Lehrkräfte sind, werden ihnen die Schüler viel Vertrauen schenken“. Die individuellen Bedürfnisse fördern sagt Margit Haanraets, die dieses Projekt bereits seit sieben Jahre begleitet. Nach der Schulung werden die Klassenpaten auf die Schule verteilt − Johannes-Hess-Schule, Hans-Stethaimer-Schule und Hans-Kammerer-Schule.
Schulleiter freuen sich auf Zusammenarbeit
Die Schulleiter freuen sich über die Unterstützung. „Natürlich waren wir anfangs skeptisch. Denn wir haben ja eine Verantwortung den Kindern gegenüber und müssen uns da schon überlegen, wen wir uns an die Schule holen“, sagt Norbert Englisch, Schulleiter der Hans-Kammerer-Schule. „Aber wir können Unterstützung gut gebrauchen. Wir freuen uns, dass sich Ehrenamtliche dazu bereit erklärt haben, denn eigentlich wäre das Aufgabe des Staates.“ Über die 14 Ehrenamtlichen, die sich für das Modellprojekt gemeldet haben, freut sich auch Anita Allmannsberger sehr. „Viele sind ehemalige Lehrer und sehen ihren Beruf als Lebensaufgabe und wollen deswegen Klassenpate werden.“ Der Kinderschutzbund betreut nicht nur die Klassenpaten, sondern auch die Lehrer. „Wir machen regelmäßig Fortbildungen mit ihnen. Und wir sind Ansprechpartner bei Problemen und Schwierigkeiten“, sagt Anita Allmannsberger.
(scs)