Fürs Handy griffen die Mädchen zu Nadel und Faden (PNP 30.04.2013)

Burghausen. Jeder Workshop-Leiter hat ein Schild in der Hand. Theater, Radio, Kletterwand − die Bandbreite ist groß. Das Eintragen in Listen im Voraus hat nicht ganz geklappt, doch einen Rückschlag stellt diese Situation nicht dar. 300 Schüler siebter und achter Klassen steuerten am Freitag im Stadtsaal auf das Schild oder besser den Tutor ihrer Wahl zu. Anschließend ging es für eine Stunde ins Kursangebot.

Waltraud Himpsl-Philibert von der Koordinierenden Kinderschutzstelle im Altöttinger Landratsamt (KoKi) ist Mitorganisatorin des „Mei Day“ im Burghauser Stadtsaalgebäude. „Kinder der Mittelschulen im Landkreis und der Pestalozzi-Schule in Neuötting dürfen sich kreativ ausprobieren, dafür haben sie schulfrei.“

Busse haben die 14 und 15-Jährigen aus dem gesamten Landkreis nach Burghausen gebracht. „Für die meisten ist es das erste Mal, dass sie sich in einem Kreativ-Workshop ausprobieren“, sagt Himpsl-Philibert, die „Mei Day“ zusammen mit Musiker Alfons Hasenknopf auf die Beine gestellt hat. Hasenknopf, der sich mit seinem Hilfsprojekt Suibamoond für missbrauchte Kinder einsetzt, hat sich um die Finanzierung der Veranstaltung gekümmert und hält selbst einen Vokal-Workshop ab.

Himpsl-Philibert betont: „Wenn wir nicht so viel Unterstützung durch Ehrenamtliche bekommen hätten, wäre es schwer geworden, das hier so auf die Beine zu stellen.“ Einige der Tutoren haben sich extra einen Tag frei genommen und eine Aufwandsentschädigung gibt es nicht.

Der Vormittag ist für die bereits gemeldeten Schüler gedacht. Von 15 bis 18 Uhr sind die Workshops offen für alle interessierten Jugendlichen, ab 18 Uhr spielen bei Mei Night Schulbands auf, es gibt Tanzaufführungen und eine Jam-Session. Schüler, die anfangs keinen Workshop gefunden haben, werden in den Stadtsaal verwiesen. Dort lehrt Tanzlehrer Patrick Grigo seine Choreografien.

Vor dem Gebäude hat das Technische Hilfswerk aufgebaut. Gruppenführer Bernhard Bader steht mit seinen THW-Kollegen für Fahrzeug-Fragen und die Beschreibung technischen Geräts zur Verfügung. Mit dem Spreizer, einer großen Zange, muss an einem Versuchsstand der Tischtennisball von der Spitze einer Pylone auf die andere gebracht werden. Im Normalfall dient der Spreizer der Trümmerbergung.

Der Alpenverein hat seine mobile Boulderscheibe aufgebaut. „Man muss immer weiter klettern, damit man nicht auf den Kopf gedreht wird“, erklärt Heiner Biermann die rotierende Scheibe mit den Klettergriffen. Stefan Kirmer steht an der Schalttafel, er kann sogar den Neigungswinkel der Scheibe verändern. „Die Ersten mussten wir noch ermutigen, jetzt stehen sie Schlange.“ Und zur Sicherheit liegt eine Matte unter der Drehscheibe.

Im Handytaschenkurs sind ausschließlich Mädchen anzutreffen. Bunte Filzstücke müssen per Hand zusammengenäht werden, Pailletten und Buchstaben sind zur Verschönerung ebenfalls vorhanden. Margrit Matejcek vom Kinderschutzbund vermutet, dass sich Mädchen einfach viel mehr mit dem Handy beschäftigen. Beim Trommel-Workshop gibt Michael Leitinger die Einführung ins Djembe-Spielen. Wie wird diese gehalten, wo sollen die Finger auftreffen? „Hier ist der Spaß im Vordergrund“, sagt Leitinger „Noten gibt es heute keine“.

(run)